Europas größte Textilforschungseinrichtung, die DITF, hat ihre Wurzeln in Reutlingen. Vor 100 Jahren wurde zur Stärkung der Textilindustrie in unserer Region diese wissenschaftliche Einrichtung gegründet. Sie ging aus dem nach seinem langjährigen Direktor benannten Otto-Johanssen-Technikum hervor und war Schrittmacher für den Aufbau der Textilindustrie in Süddeutschland. „Bis heute ist dieser Ansatz richtig – Deutschland ist Weltmarkführer bei den Textilmaschinen. Jede vierte weltweit exportierte Textilmaschine kommt aus Deutschland“, so Michael Donth.
Ein Grund für den Bundestagsabgeordneten, die außeruniversitäre Forschungseinrichtung zu besuchen. Der Vorstandsvorsitzende Professor Michael R. Buchmeiser und die Vorstände Professor Götz T. Gresser und Peter Steiger informierten den Abgeordneten über die vielfältigen Tätigkeitsfelder der DITF und aktuelle Herausforderungen in der Forschungsbranche.
Heute haben die DITF ihren Sitz in Denkendorf im Landkreis Esslingen und beschäftigen rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese sind auf allen Gebieten der Textil- und Faserforschung tätig. Die DITF sind mit drei Lehrstühlen mit der Universität Stuttgart verbunden. In enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Industrie entstehen marktreife Produkte, Verfahren und Dienstleistungen auf allen textilen Zukunftsfeldern. Hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) arbeiten mit den DITF zusammen. 2020 waren es 78 Prozent. Das etablierte „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) des Bundes spielt bei der Finanzierung eine ganz wesentliche Rolle. In diesem Zusammenhang waren sich die Vorstände der DITF und Michael Donth einig, dass der immer noch bestehende Förderstopp der Ampel-Regierung schnellstmöglich aufgehoben werden müsse. Der Mittelstand werde dadurch ausgehungert – „…und das mit einem liberalen Finanzminister, das darf nicht sein“, so Michael Donth.
Die Vorstände stellten dem Abgeordneten weitere zahlreiche Branchen vor, in denen konventionelle Materialien zunehmend durch Textilien ersetzt werden, weil sie einen großen Mehrwert bieten. So werden Textilien aus Carbon als Ersatz für Stahl eingesetzt. Wie diese sogar ohne Erdöl, sondern aus Zellstoff mit gleicher Qualität hergestellt werden können, wird seit vielen Jahren an den DITF erforscht und erprobt. Textil geht längst über Kleidung und Stoffe hinaus. Im Automobil- und Flugzeugbau kommen sie ebenso zum Einsatz wie im Brückenbau oder bei medizinischen Implantaten.
Die Vorstände zeigten Michael Donth weitere ausgewählte und hochspannende Einsatzmöglichkeiten auf. Auch entwickeln die DITF mit und für ihre Industriepartner Verfahren für mehr Energie-, Umwelt- und Ressourceneffizienz. So entstehen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen für vielfältige Anwendungen. Beispielsweise eine Nebelwand, mit Hilfe derer auch Wasser in trockensten Bergregionen gewonnen werden kann und dadurch Menschen dort Zugang zu Wasser bekommen. Dieses Produkt ist bionisch, d.h. es wurde durch die Tier- und Pflanzenwelt inspiriert.
Deutschland braucht diese Innovationen dringender denn je, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und unsere Position im sich international verschärfenden Wettbewerb zu sichern. Peter Steiger appellierte daher abschließend an Michael Donth „Wir brauchen für die anwendungsorientierte Forschung eine adäquate Förderung und verlässliche Rahmenbedingungen. Nur so können wir Spitzenforschung leisten und unserer Rolle als wichtiger Innovator gerecht werden. Trotz der aktuell angespannten Haushaltslage, muss die Forschungspolitik und ein innovationsorientierter Politikansatz höchsten Stellenwert haben.“