Agrarpolitischer Austausch mit Landwirten aus dem Landkreis Reutlingen und dem Vorsitzenden des EU-Agrarausschusses, Norbert Lins MdEP

Zum agrarpolitischen Austausch mit rund 50 Landwirten aus der Region hatte der Reutlinger CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth am vergangenen Donnerstag nach Ehestetten eingeladen. Rede und Antwort stand er dabei gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Agrarausschusses im Europäischen Parlament, Norbert Lins MdEP, der ausgewiesener Fachmann im Bereich der Landwirtschaft ist.

Als Ausschussvorsitzender ist Lins maßgeblich für die Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der Europäischen Union mit zuständig.

„Wir stehen zu unseren Landwirten in der Region, denn wir wollen auch in Zukunft regional produzierte Lebensmittel“, stellte Donth gleich zu Beginn klar. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) sei ein guter Kompromiss für Landwirtschaft, Klima und Umwelt getroffen worden.

Norbert Lins, der in diesem Bereich als Verhandlungsführer für das Europäische Parlament auf oberster Ebene beteiligt war, sieht in der GAP große Chancen. „Was lange währt, wird endlich gut – endlich steht die größte Agrarreform nach 1992. Sie wird ambitionierter und fairer und wird Landwirtinnen und Landwirte gerade auch hier in der Region mehr ins Zentrum stellen. Wir haben eine gute Balance aus Nachhaltigkeit, Ernährungssicherheit, Wettbewerbs-fähigkeit und sozialer Gerechtigkeit gefunden.

Die neue GAP wird vor allem kleinere und Familienbetriebe fördern. Diese gerechtere Verteilung der Direktzahlungen war für mich ein Kernthema der Reform. Mit einer einmalig verpflichtenden Umverteilung von
10 Prozent unterstützen wir jetzt gezielt Bäuerinnen und Bauern mit kleinen Höfen. Dadurch gehen in Zukunft über 80 Prozent der Zahlungen an Betriebe bis 250 ha – das ist ein großer Erfolg, gerade auch für Baden-Württemberg, “ so der Europaabgeordnete.

Anschließend an die Impulsvorträge von Norbert Lins und Michael Donth schloss sich eine intensive Diskussion an. Dabei wurde auch die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) kritisch angesprochen.

Als erster Anbieter will bspw. Aldi zukünftig den Anteil an Frischfleisch aus den Haltungsformen 1 + 2 sukzessive aus den Kühltheken verbannen. Das klingt auf den ersten Blick gut, seitens der Bauern gibt es jedoch Kritik. Die neue Praxis könnte noch mehr Bauern in der Region dazu veranlassen, die Tierhaltung aufzugeben. Denn bisher bekommen sie für den Mehraufwand nicht mehr Geld. Das würde dem Import in die Hände spielen, weil für ausländische Produkte und Tiefkühlware diese Regelung nicht gelte, mahnt ein Mitglied des Kreisbauernverbandes aus der Runde.

„Die Haltungsstufe 1 ist der gesetzliche Tierschutz-Standard in Deutschland. Er liegt damit deutlich höher über dem was in Europa und auf dem Weltmarkt Standard ist. Stufe 3 + 4 heißt für Tiere Frischluft, mehr Platz, Futter ohne Gentechnik und Auslauf. Das ist für uns nicht machbar. Denn dass es zurzeit fast ausschließlich Haltungsform eins und zwei, selten noch drei gibt, liegt daran, dass der Verbraucher nicht bereit ist, mehr für Lebensmittel zu bezahlen. Der Druck durch den LEH auf die kleinteilige Landwirtschaft nimmt immer mehr zu, die deutsche Tierhaltung wird finanziell nicht wertgeschätzt und abgewickelt, ärgert sich ein Landwirt. Es sei ein Trauerspiel, dass es der Bundesregierung bis heute nicht gelungen sei, ein Tierwohl-Label einzuführen, sondern das den Handelsriesen zu überlassen. Die Politik sei hier viel mehr gefordert, hieß es aus der Runde der Landwirte. Norbert Lins sieht bei diesem Thema eher die Europäische Union am Zug: denn viel wichtiger sei aus seiner Sicht ein Europäisches Tierwohl-Label.

Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Michael Donth nochmal, dass die CDU von Anfang an die Partei war, die sich für die Bäuerinnen und Bauern im Land einsetzt.

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